Verein
Brauchtum – Warum Chlausjagen?
Das „Lärm machen“ ist – neben Anderem – ein zentrales Bedürfnis der Menschen. In der Urzeit, als man die Sprache noch nicht kannte, waren es wohl mehr Warn- oder Jagdrufe, Laute und Gesten, um sich untereinander zu verständigen. Schliesslich entstanden Gesänge, die mit einfachsten Schlaginstrumenten wie Knochen oder Hölzer begleitet wurden.
In den Anfängen der Menschheit war man noch tiefer beeindruckt von den Naturgewalten, von Sonne, Wasser und Feuer, als heute. Man war von ihnen abhängig. So ist es kein Wunder, dass man Bräuche einführte, dass man Götter verehrte, von denen man glaubte, sie würden einen im Überlebenskampf unterstützen, Sicherheit geben. Man opferte Gaben und man machte Musik und tanzte dazu. Noch heute betreiben entlegene Urvölker solche heidnische Rituale.
So mag auch das Chlausjagen letztendlich vom „Lärm machen“ der Urvölker, sozusagen einem Urbedürfnis der Menschen, entstanden sein. Mit der Entwicklung der Menschheit entstanden die verschiedenen Religionen. In unseren Breitengraden setzten sich über die letzten 2000 Jahre die Christen durch. Heidnische Denkarten gerieten ins Zwielicht. Wissenschaft und Forschung entlarvten schliesslich viele urtümliche Bräuche und Rituale als ein rein kulturelles Erbe der Urbevölkerung.
Vor der Wintersonnenwende wurde mit Peitschenknallen und anderem der Brauch des Dämonenvertreibens ausgeübt, vermutlich um die Winter-Geister milde zu stimmen oder denn als Fruchtbarkeits-Ritus, damit im kommenden Jahr die Obstbäume voll behangen seien.
Der heilige Niklaus von Myra in Kleinasien wurde als grosser Gabenspender und als Patron der Schiffsleute hochverehrt. Sein Festtag ist der 6. Dezember. Später wurden zu Ehren von Niklaus von Myra, Niklausengesellschaften gegründet und der Heilige selbst wurde zu einer volkstümlichen Gestalt, der dazu vorzüglich geschaffen war, christliches Licht ins heidnische Dunkel zu bringen. So prallten schon vor ca. 1500 Jahren immer mehr die heidnische und christliche Denkart aufeinander. Aus der wilden Jagd gegen die bösen Geister wurde schliesslich das Samichlausjagen. Das Chlausjagen ist somit nichts anderes als ein heidnischer, ins christliche umgebogene und umgedeutete Brauch des Dämonenvertreibens.
Chlausjagen in Vitznau
Wie es anfing…
Es waren die Kinder, die in Vitznau als erste trychelten! Wann es in Vitznau angefangen hat, vermag niemand mehr zu sagen. Tatsache ist, dass die Kinder sich jeweils nach der Schule besammelten, um durch das Dorf zu trycheln, so erinnert sich Sebi Küttel, ein Mitbegründer der Chlausjager Vitznau. Ferner zog die alte Fasnachtsgesellschaft von Haus zu Haus und überreichte jeweils eine kleine Chlaus-Bescherung. Später, sozusagen am Stammtisch, entstand dann eines Tages die Idee zur Gründung eines Chlausjager-Vereins.
Die Gründung
Am 9. März 1978 trafen sich fünf Vitznauer im Quellhöfli zur Gründung einer Chlausengesellschaft. Es waren dies: Godi Schilter, Franz Reichmuth, Robi Zimmermann, Hans Zimmermann und Sebi Küttel. Godi Schilter wurde zum ersten Präsidenten unseres Vereins bestimmt. Im Juni des gleichen Jahres einigte sich der Vorstand auf ein einheitliches Tenue. Beim Materialverwalter Franz Reichmuth konnten weisse, bestickte Hirthemden gekauft werden. Im August unternahm man einen Ausflug ins Muotathal, um für die künftigen Mitglieder Glocken zu erstehen.
Am 10. März 1979 fand im Hotel Alpenrose die erste Generalversammlung statt, womit unser Verein offiziell gegründet war. Die Chlausjager Vitznau zählten damals 18 Mitglieder. Man beschloss, von nun an jedes Jahr vom 1. bis 6. Dezember durch das Dorf zu trycheln sowie am 7. Dezember einen Umzug zu veranstalten.
Auf den 1. Januar 1981 wurden unsere Vereinsstatuten in Kraft gesetzt.
1989 wurde der Beschluss gefasst, bei offiziellen Auftritten das Tenue zu vereinheitlichen und zu den weissen Hirthemden schwarze Hosen zu tragen.
Chlausumzug
Anfangs wurde der Umzug im kleineren Rahmen durchgeführt. Die Chlausjager Vitznau wurden damals schon am Umzug von Fackelträgern begleitet. Im Laufe der Jahre änderte sich die Umzugsroute. 1981 beispielsweise startete man beim Restaurant Schiff und marschierte zum Restaurant Flora. 1984 begleiteten uns am Umzug erstmals Kinder mit selbst gebastelten Räbeliechtli.
2. Dezember 1990, ein schwarzer Tag in der Vereinsgeschichte….
Der 2. Dezember 1990 ging als rabenschwarzer Tag in die Geschichte unseres Vereins ein. An diesem Abend ereignete sich in Vitznau ein schwerer Verkehrsunfall. Ein aus Richtung Weggis fahrender Automobilist fuhr beim Restaurant Waldheim von hinten in unsere Trychlergruppe, die Richtung Unteraltdorf unterwegs war. Fünf Vereinsmitglieder mussten darauf hospitalisiert werden. Das weitere Trycheln sowie der Chlaustanz wurden in der Folge für dieses Jahr abgesagt.
Das Stammlokal
Unser Vereinstreffpunkt war anfänglich das Hotel Flora, später wurde das Hotel Waldheim zu unserem Stammlokal erklärt. Nachdem das Hotel Waldheim geschlossen wurde, mussten wir uns nach einer neuen Stätte umsehen. Seit der Generalversammlung 2003 ist das Café Seepark unser Stammlokal, wo sich auch unser Vereinskasten mit Auszeichnungen und Andenken befindet. Seit das Café Seepark nicht mehr im Besitz von Röbi Suter ist, musste leider auch der Vereinskasten weichen. Von diesem Zeitpunkt an, befindet sich der Vereinskasten im Ruhestand. Auf ein neues Stammlokal für unseren Vereinskasten, würden wir uns sehr freuen.
Vereins-Jubiläen
1987 feierten wir unser 10jähriges Jubiläum anlässlich des Chlaustanzes in der Turnhalle. Seither findet alle 5 Jahre eine Jubiläumsfeier statt, zuletzt wurde im Jahr 2002 das 25-Jahr-Jubiläum gefeiert. 2017 Feierten die Chlausjager das 40 Jahr Jubiläum in der Turnhalle, mit den Showtrychler Treychlerklub Chouäfichs – Wolfenschiessen und der Ländlermusik Beggäriädergruäss.
Eidg. Scheller- und Trychlertreffen
Als Höhepunkte unseres Wirkens kann sicher die Teilnahme an den alle drei Jahre stattfindenden Eidgenössischen Scheller- und Trychlertreffen bezeichnet werden.
Wir besuchten diese wie folgt:
- 1987 Schwyz
- 1990 Interlaken
- 1993 Turtmann
- 1996 Rotkreuz
- 1999 Wattwil
- 2002 Meiringen
- 2005 Turtmann
- 2008 Ingenbohl-Brunnen
- 2011 Bulle
- 2014 Meiringen
- 2017 Märstetten Thurgau
- 2020 Bremgarten (abgesagt Corona)
- 2023 Menzingen